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Buch bestellen PDF herunterladen 1. Einleitung 2.
Totalitarismus und Revolution 3.
Das Politische 4.
Politik, Feldtheorie und Kommunikation |
2.1.4 Die Rolle der Geheimorganisationen
Dieser Abschnitt bezieht sich auf Arendts Betrachtungen in den Elementen und Ursprüngen der totalen Herrschaft, S. 592ff. Geheimgesellschaften sind Vorbilder für totalitäre Bewegungen. Hannah Arendt bezieht sich auf Alexandre Koyre und Georg Simmel1, wenn sie sagt:2 Totalitäre Bewegungen sind mit "Geheimgesellschaften" verglichen worden, die sich im vollen Licht der Öffentlichkeit etablieren. Die Struktur der Bewegungen, beispiellos, wenn wir sie mit Parteien und Fraktionen vergleichen, weist in der Tat auffallende Ähnlichkeit mit bestimmten bekannten Charakteristiken von Geheimgesellschaften auf. Die Struktur einer Geheimgesellschaft entsteht daraus, daß sie ein Geheimnis zu bewahren hat. Das volle Wissen über dieses Geheimnis ist nur dem engsten Kreis der Eingeweihten zugänglich. Um das Geheimnis zu schützen, ist der innere Kreis von weiteren Kreisen aus weniger informierten Mitgliedern umgeben. Man kann nur schrittweise weiter in die inneren Kreise vordringen. Jeder, der nicht dazugehört, ist ein Feind. Im Totalitarismus ist es nicht ein Geheimnis, das geschützt werden muß, sondern der absolute Wahnwitz der totalitären Ideologie muß vor dem gefährlichen Einsickern von gesundem Menschenverstand geschützt werden. Deshalb teilt sich die Bewegung ein in Eliteformationen, Mitglieder und Sympathisanten. Die Elite besteht aus den absolut Gläubigen, die der Ideologie blind folgen. Die normalen Mitglieder bekennen sich zwar zur Ideologie, würden aber vielleicht doch Zweifel bekommen, wenn sie deren mörderische Thesen in tatsächliches Blutvergießen umsetzen müßten. Dem vorgeschaltet sind noch einmal die Organisationen der Sympathisanten, die ein pseudo-normales Umfeld für die Bewegung bilden. Sie repräsentieren die Ideologie nach außen in einer gemäßigten Form, so daß auch normale Menschen glauben können, mit Nazis könne man reden, und repräsentieren nach innen wiederum die normalen Leute, so daß auch die Parteimitglieder glauben, sich mit normalen Menschen noch vernünftig verständigen zu können. Diese Anordnung wiederholt sich in der totalitären Organisation mehrfach.3 Hannah Arendt sagt dazu,4 daß die Beziehung zwischen einer Fassade und einem Kern wie die Doppelfunktion der Fassade nach außen und innen sich durch die ganze Organisation der Bewegungen hindurch wiederholt, ja die eigentliche Struktur der totalitären Organisation ausmacht. Sie nennt diesen Sachverhalt auch die Zwiebelstruktur der Bewegung5. 1 Alexandre Koyre, The political Function of the modern Lie, in: Contemporary
Jewish Record, Juni 1945; und Georg Simmel, Soziologie, 1908, Kap. 5. Diese
Angaben habe ich ungeprüft von Arendt übernommen. |