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Saccheris Definitionslehre

1. Einleitung

2. Definition allgemein

3. Die Realdefinition

4. Saccheris Definitionsregeln

5. Die Nominaldefinition

6. Zusammenfassung

7. Literatur

 

Glossar der Symbole

 

Zu Saccheris zweiter Definitionsregel

R2: Sie muß zu jedem der definierten Objekte gehören und nur zu diesen, so daß sie mit dem definierten Objekt vertauschbar ist.

Vertauschbarkeit zweier Prädikate P und Q ist genau dann gegeben, wenn gilt:

/\x: <P(x)<=>Q(x)>.

Diese Forderung wird übereinstimmend in der modernen Literatur vertreten.1

Zur Begründung sagt Saccheri:

Der Grund besteht darin, daß die Definition sonst nicht die Natur der Sache erklären würde, oder das, was die Sache in ihrem wirklichsten und richtigsten Sinne ist.

Diese Begründung ist mir unverständlich und eine andere habe ich nicht gefunden. Daher nehme ich an, daß es sich bei R2 um ein Axiom handelt.

Die Bedeutung von R2 wird von Saccheri noch einmal besonders hervorgehoben:

Weshalb die Bedingung, auf die besonders geachtet werden muß in einer korrekten Definition (soweit wir hier damit befaßt sind) ist, daß sie auf alle definierten Dinge zutrifft und nur auf diese.
(Logica S.197)


1 Vergl. z.B. Principia mathemSoftmatica S.21; Savigny S.103; Kutschera/Breitkopf S.143; Drews, Lehrbuch der Logik, Berlin 1928, S.179; Essler, Wissenschaftstheorie I, Freiburg/München 1970, S.75; Suppes, Introduction to logic, New York 1957, S.155/161

Diese Interpretation ist im Sommersemester 1992 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Hausarbeit zum Hauptseminar: G. Saccheri, Logica demonstrativa unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Brands entstanden. Ich möchte diese Veröffentlichung dem Andenken des viel zu früh verstorbenen Professor Brands widmen, bei dem ich gerne noch mehr über Logik und Wissenschaftstheorie gelernt hätte.
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Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006