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Saccheris Definitionslehre

1. Einleitung

2. Definition allgemein

3. Die Realdefinition

4. Saccheris Definitionsregeln

5. Die Nominaldefinition

6. Zusammenfassung

7. Literatur

 

Glossar der Symbole

 

Zu Saccheris dritter Definitionsregel:

R3 daß sie aus der Gattung und der nächsten Differenz bestehen muß.

Diese klassische Regel, die auf Aristoteles zurückgeht1, wird heute nicht mehr vertreten. Sie ist nur auf einstellige Prädikate anwendbar, nicht jedoch auf wichtige wissenschaftliche Begriffe wie z.B. auf logische Verknüpfungen, die bekanntlich durch Wahrheitstafeln definiert werden oder auf Begriffe wie Quadrat oder Geschwindigkeit, deren Definitionen x2=x*x bzw. v=s/t nicht in die hier geforderte Form überführt werden können.

Auch für metrische Begriffe ist diese Definitionsform ungeeignet, denn diese werden durch ein empirisches Einzelbeispiel definiert und nicht aus allgemeineren Begriffen abgeleitet.

Auch Saccheri nimmt seine Regel R3 schon nicht mehr ganz ernst. Sie gilt bei ihm nur für essentielle Definitionen, die kein notwendiges Prinzip des Wissens sind, nicht jedoch für Deskriptionen und Nominaldefinitionen, von denen vor allem die letzteren eine herausragende Rolle spielen. 



1 Aristoteles, Topik I 8.103b15

Diese Interpretation ist im Sommersemester 1992 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Hausarbeit zum Hauptseminar: G. Saccheri, Logica demonstrativa unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Brands entstanden. Ich möchte diese Veröffentlichung dem Andenken des viel zu früh verstorbenen Professor Brands widmen, bei dem ich gerne noch mehr über Logik und Wissenschaftstheorie gelernt hätte.
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Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006