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Polizeigewerkschaften bis 1935

  1. Einleitung

  2. Kommentar der GdP
  3. 1882-1913
    Regionale Gründungen
  4. 1913-1915
    Berlin
  5. 1915-1918
    Preußen
  6. 1918
    Revolution
  7. 1920
    Kapp-Putsch
  8. 1919-1931
    Reichsgewerkschaft
  9. 1933
    Machtübernahme
  10. Ausblick nach 1935
  11. Fazit
  12. Chronologie
  13. Register
  14. Bibliographie

 

 

 6 Der Kapp-Putsch 1920

Im Kapp-Putsch 1920 spielt der Wirtschaftsverband der Sicherheitspolizei eine zwielichtige Rolle. Seine Zeitschrift "Die Sicherheitspolizei" berichtet später, der Berufsverband habe ein "aufklärendes Flugblatt" herausgegeben und "von den infragekommenden Dienststellen eine unzweideutige Stellungnahme" erzwungen15. Und die folgende Aussage über den Kapp-Putsch widerspricht ganz offensichtlich historisch gut gesicherten Tatsachen:

"Die Sicherheitspolizei (...) hat im vollsten Maße gezeigt, daß sie gewillt ist, treu und fest hinter der verfassungsmäßigen Regierung zu stehen."
Die Sicherheitspolizei, Nr.11, zitiert nach Klingelhöller, S.76

Diesen Aussagen, die nicht weiter begründet werden, stehen gut belegte Darstellungen gegenüber, nach denen die Sicherheitspolizei den Putsch ganz massiv unterstützte16. So stellt auch Schrader, der Vorsitzende des Verbandes Preußischer Polizeibeamten, 1920 die Ereignisse dar17. Dagegen veröffentlicht Klingelhöller, Mitarbeiter des gleichen Verbandes, 1926 die oben zitierte Rechtfertigung der Sicherheitspolizei, die er noch seitenweise weiter zitiert und zustimmend kommentiert18.

Hier deuten sich Widersprüche in der politischen Ausrichtung des Verbandes Preußischer Polizeibeamten an. Liang meint, dieser Wechsel sei durch die Vereinigung der Sipo mit der Schutzmannschaft zu einer erweiterten Schutzpolizei zu erklären19. Dadurch sei Solidarität zwischen den ehemaligen Rivalen entstanden.


15 Die Sicherheitspolizei, Nr. 11 vom 31.3.1920, zitiert nach Klingelhöller S.76
16 Z.B. Liang S.54-58. Liang irrt sich allerdings, wenn er "Die Sicherheitspolizei" als das offizielle Organ der Sipo bezeichnet. "Die Sicherheitspolizei" wurde vielmehr herausgegeben von der Berufsorganisation der Bediensteten der Sipo, war also keine behördliche, sondern eine gewerkschaftliche Publikation. Nachzulesen bei Klingelhöller, den auch Liang als Quelle angibt S.75.
17 Bei Gniesmer S.19 ohne weitere Angaben zitiert.
18 Klingelhöller S.75-78
19 Liang S.58  


Entstanden als Hausarbeit zum Hauptseminar: Die Polizei in Geschichte und Gegenwart
Leitung: Prof. Dr. Hans Boldt und Dr. Hans F. Lisken
Wintersemester 1991/92, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Urheberrecht: Achim Wagenknecht
http://achimwagenknecht.de
Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006