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Polizeigewerkschaften bis 1935

  1. Einleitung

  2. Kommentar der GdP
  3. 1882-1913
    Regionale Gründungen
  4. 1913-1915
    Berlin
  5. 1915-1918
    Preußen
  6. 1918
    Revolution
  7. 1920
    Kapp-Putsch
  8. 1919-1931
    Reichsgewerkschaft
  9. 1933
    Machtübernahme
  10. Ausblick nach 1935
  11. Fazit
  12. Chronologie
  13. Register
  14. Bibliographie

 

 

2 Regionale Gründungen 1882-1913


Als erste Berufsvereinigung von Polizisten wird der Sterbekassenverein der Bayerischen Polizeimannschaft von 1882 genannt, der sich bis 1906 zum Verein der bayerischen Schutzmänner entwickelt1. Der Fürsorgecharakter, den der Name dieser ersten Vereinigung andeutet, hat sich durch die Jahre bis heute erhalten. So errichtet zum Beispiel die preußische Schutzmannszeitung 1914 einen Sterbegeldunterstützungsstock2, und auch heute sind im Monatsbeitrag der GdP-Mitglieder Versicherungsleistungen enthalten3.
Abgesehen von dem bayerischen Sterbekassenverein entstanden erst nach der Jahrhundertwende erste lokale Ansätze zu Berufsverbänden, die nach und nach wuchsen und sich zu größeren Einheiten zusammenschlossen. Zum Beispiel ist für 1904 ist die Gründung eines Kameradenvereins in Leipzig und eines Polizeivereins in Schwelm verzeichnet4.
Die Polizeiführung war gegen solche Zusammenschlüsse (Gründe dafür werden aber erst später genannt). Wenn also die Vereinigungen als Ziele angaben:

Pflege der Kameradschaft, die Liebe zum Beruf, die Treue zu Kaiser und Reich und die Pflichterfüllung5,
dann kann das zur Beschwichtigung der Obrigkeit und zur Bemäntelung gewerkschaftlicher Tätigkeit gedient haben, es kann aber auch dem wirklichen Selbstverständnis der Vereine entsprochen haben. Aus dem 1904 gegründeten Kameradenverein der Polizei in Leipzig entwickelt sich bis 1908 der Bund der Polizeibeamten in Sachsen6. 1909 gründeten kommunale Polizeibeamte in Preußen einen Verein mit dem Namen Die Kameradschaft. Bund der kommunalen Polizeibeamten Preußens, der eine Zeitschrift mit dem Titel Kameradschaft herausgab7. Im gleichen Jahr gründet sich ein Verband der Kommunalbeamten des Kreises Lüdinghausen, aus dem 1911 der Verband der Kommunalunterbeamten für das südliche Münsterland und benachbarte Gebiete hervorgeht.8 Mehr sei an dieser Stelle nicht genannt. Einen möglichst vollständigen Überblick bitte ich der Chronologie zu entnehmen.

Diese ersten Berufsvereinigungen von Polizisten hatten mit verschiedenen Gegensätzen zu kämpfen. So gab es den Gegensatz zu den höheren Vorgesetzten, die grundsätzlich gegen derartige Verbände waren, den Gegensatz zwischen kommunaler und staatlicher Polizei und den Gegensatz zwischen Verbänden für alle Dienstgrade und solchen für nur einige Dienstgrade. Wollten die einen, wie z.B. der Verband der Kommunalbeamten des Kreises Lüdinghausen, nur bestimmte Dienstgrade organisieren, so versuchten andere, wie z.B. die Kameradschaft, Mitglieder aus allen Ebenen der Hierarchie zu gewinnen. Dieser Gegensatz hing auch mit dem Unterschied zwischen kommunaler und staatlicher Polizei zusammen. Während diese nämlich unter strenger militärischer Disziplin stand, pflegten die Kommunalbeamten einen wesentlich entspannteren Umgang mit ihren Vorgesetzten. Dieser Konflikt verlor jedoch im Laufe der Zeit an Bedeutung, und schließlich setzte sich die umfassende Organisation durch.


1 Gniesmer, Der Weg zur und mit der GdP S.3
2 A.a.O S.11
3 modern aktiv zuverlässig, Broschüre der GdP, Hilden 1977, ohne Paginierung
4 Gniesmer, a.a.O. S.3
5 A.a.O. S.3
6 A.a.O. S.4
7 Preußische Polizeibeamtenzeitung Nr.50 vom 12.12.1925, zitiert bei Klingelhöller S.21
8 Gniesmer S.4  

Entstanden als Hausarbeit zum Hauptseminar: Die Polizei in Geschichte und Gegenwart
Leitung: Prof. Dr. Hans Boldt und Dr. Hans F. Lisken
Wintersemester 1991/92, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Urheberrecht: Achim Wagenknecht
http://achimwagenknecht.de
Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006