Eine ganz kurze Einführung in die Logik
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Eine ganz kurze
Einführung in die Logik

  1. Sätze
  2. Logische Verknüpfungen
  3. Die zweistelligen
    Satzoperatoren
  4. Reduktion der Operatoren
    auf nur eine Verknüpfung
  5. Konstruktion mehrstelliger
    Operatoren
  6. Auswertung eines Schemas
  7. Analogie zur Mengenlehre
  8. Quantoren
  9. Literatur

6. Auswertung eines Schemas

Eine komplizierte Verknüpfung aus Variablen für Sätze nennt man auch logisches Schema. Wenn man ein solches Schema auswertet, will man wissen, ob man es vereinfachen kann und ob es eine Kontradiktion oder eine Tautologie oder keins von beidem ist.

Wenn es keins von beidem ist, nennt man es logisch indeterminiert, sonst logisch determiniert. Diese Eigenschaften von Sätzen sind wichtig für die Erkenntnis. Tautologische Sätze sind gewiß, indeterminierte Sätze sind möglich und kontradiktorische Sätze sind unmöglich.

Man kann Schemata mit Wahrheitstafeln auswerten, wie in 3 zum Beispiel. Der Beweis der Assoziativität zum Beispiel gelingt genau dann, wenn das Schema A*(B*C)<=>(A*B)*C eine Tautologie ist. Tautologische Äquivalenzen braucht man immer dann, wenn man einen logischen Ausdruck durch einen anderen ersetzen will.

Die Bedeutung der Eigenschaft, tautologisch, logisch indeterminiert oder kontradiktorisch zu sein, will ich hier nur am Rande mit wenigen Sätzen andeuten:
Logisch determinierte Sätze sind von der Empirie unabhängig. Richtige Schlußfolgerungen müssen die logische Struktur einer tautologischen Implikation haben. Tatsachenbehauptungen haben nur dann Wert für die Erkenntnis, wenn sie logisch indeterminiert sind. Nur dann sind sie überhaupt wirkliche Tatsachenbehauptungen. In einer Theorie dürfen keine Kontradiktionen vorkommen.

Als Nächstes gebe ich ein Beispiel für die Auswertung eines Schemas.

 

6.1 Schema, Schreibweise, Rechenhierarchie

<[A ODER (B UND (A ODER NICHT-B)) ODER (NICHT-A UND B) ] <=> B>
=> [(A UND C) ODER (A UND NICHT-C)]
(nach Quine, 1969, S.60)

Keine Angst, es wird gleich verständlicher. Und zwar durch eine geänderte Schreibweise. Es soll im Folgenden gelten:

AvB = A ODER B,
AB = A UND B,
-A = NICHT-A, sowie die folgende Rechenhierarchie:

  1. Klammer (hebt die Hierarchie auf)
  2. Quantoren
  3. Negation
  4. Konjunktion
  5. Adjunktion
  6. Implikation
  7. Äquivalenz
Diese Rechenhierarchie ist kein Standard, wird aber weitgehend beachtet. Bei der Auswertung geht man in dieser Hierarchie von oben nach unten vor. Man geht den Ausdruck von links nach rechts durch und wertet zuerst den Term in der innersten Klammer aus. Dabei führt man zuerst die Negation aus, dann die Konjunktion, usw. Quantoren kommen noch nicht vor.
Mit diesen Regeln sieht das Schema wie folgt aus:

<[AvB(Av-B)v-AB]<=>B>=>ACvA-C

Wenn ich es etwas liebevoller aufschreibe, werden Sie mir sogar glauben, daß diese Schreibweise übersichtlicher ist:

<[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> => AC v A-C

Die Reihenfolge der Auswertung sieht nach Rechenhierarchie wie folgt aus:

<[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> => AC v A-C 
..........-B 
.......(Av-B) 
......B(Av-B) 
...............-A 
...............-AB 
.[A v B(Av-B) v-AB] 
<[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> 
................................. ..-C 
................................. .A-C 
..............................AC
..............................AC v A-C 
<[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> => AC v A-C


6.2 Auswertung

Wenn man mit Wahrheitstafeln auswertet, setzt man für alle Variablen die Wahrheitswerte in allen möglichen Kombinationen ein. Man kann aber auch erst einen Wert für eine Variable einsetzen und dann soweit wie möglich vereinfachen, bevor man weitere Werte einsetzt. (Eine solche Auswertung durch Vereinfachen kommt schon in 3.1. vor. Dort wird ein einfacher Term ausgewertet, der sich als logisch wahr erweist.) Oft kommt man so schneller zu Ziel, wie z.b. im Folgenden:
(I)                                        [Kommentar / Regel 
(0) <[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> => AC v A-C 
(1) <[w v B(wv-B) v-wB] <=> B> => wC v w-C [Einsetzung A:=w 
(2) <[w v B( w  ) v fB] <=> B> => C  v -C  [wvX=w, ¬w=f, wX=X 
(3) <[w v B       v f ] <=> B> =>   w      [Xw=X, fX=f, Xv¬X=w 
(4)       ...                  =>   w
(5)                            w           [(X=>w)=w 

(II) 
(0) <[A v B(Av-B) v-AB] <=> B> => AC v A-C 
(1) <[f v B(fv-B) v-fB] <=> B> => fC v f-C [Einsetzung A:=f 
(2) <[f v B(  -B) v wB] <=> B> => f  v f   [fvX=X, ¬f=w,fX=f 
(3) <[f v B -B    v  B] <=> B> =>    f     [wX=X, fvf=f, 
(4) <[f v  f      v  B] <=> B> =>    f     [X¬X=f 
(5) <        B          <=> B> =>    f     [fvX=X 
(6)                      w     =>    f     [(X<=>X)=w 
(7)                            f           [(w=>f)=f
Das ganze Schema reduziert sich also auf A.

6.3 Vereinfachungsregeln

Hier eine Übersicht über die Vereinfachungsregeln für die wichtigsten Verknüpfungen:
 
  w*X f*X X*X X*¬X X*w X*f 
UND     
ODER     
=>  -X  -X 
<=>  X    
>-<     

Die beiden letzten Spalten entsprechen bei den kommutativen Operatoren den beiden ersten. Wenn ein Operator in der Vereinfachung 2 Wahrheitswerte verknüpft, so ergibt sich die Vereinfachung direkt aus seiner Wahrheitstafel.

 

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Zuletzt aktualisiert am 09.02.2006